Tiroler Adventkalenderbuch : heitere und besinnliche Gedichte und Geschichten zur Advent- und Weihnachtszeit

Regensburger, Annemarie, 2006
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Medienart Buch
ISBN 978-3-936622-84-3
Verfasser Regensburger, Annemarie Wikipedia
Verfasser Koch, Maria Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen, Novellen
Schlagworte Weihnachten, Gedichte, Advent, Geschichten
Verlag M.-Naumann
Ort Nidderau
Jahr 2006
Umfang 79 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Annemarie Regensburger ; Maria Koch
Annotation Päckchen, aufgehängt wie auf einer Wäscheleine, aus einem fällt gerade ein Stern heraus, gelb auf gelbem Hintergrund, auf der Rückseite schwindelt sich ein "Thomasradle" zwischen die Geschenke. Ein weißer Umschlag, der im Licht glänzt wie Weihnachtspapier, in der Mitte prangt ein biederes Duftbäumchen. Beide Cover spielen mit Erwartungshaltungen, greifen die Spannung zwischen Weihnachten-Feiern-Müssen und Weihnachten-Feiern-Dürfen auf, zwischen Kommerz und echtem Fest, zwischen Enttäuschung und Freude, zwischen künstlichem Weihnachtsmannbart und selbstgebackenen Keksen. Auch die Geschichten und Gedichte handeln sowohl von unweihnachtlichen Ereignissen am Heiligen Abend als auch von tiefer Sehnsucht nach dem ,echten' Weihnachtsfest. Ob man das Fest nun feiert oder nicht, ob man sich darauf freut oder es möglichst schnell hinter sich zu bringen versucht - Weihnachten zu ignorieren fällt schwer. Das sorgfältig konzipierte "Tiroler Adventkalenderbuch" von Maria Koch und Annemarie Regensburger lässt einen schon beim Aufschlagen innehalten. Adventzeit, besinnliche Zeit, Zeit zum langsamer werden, zum langsamer lesen... Die ungewohnte Orthographie der Dialektgedichte, der Geschichten und der Kurztheaterstücke zwingt den Leser geradezu, das Tempo zu drosseln, genau hinzusehen, sich Zeit zu nehmen dafür, von der Augen- in die Ohrensprache zu über-setzen. "Tiefer eiche lousnen. nächner zommruckn. des wünsch mir zwoa für die Advent- und Weihnachtszeit", so die Widmung der Autorinnen für ihre Leserschaft. Hören und Fühlen, Beobachten und in Ruhe einem einzelnen Gedanken nachhängen - für jeden Tag im Adventkalender gibt es Anleitungen bzw. Anstöße in Form von Texten und auch einigen Rezepten. "oufangen" mit Adventkranz und damit, sich Zeit zu nehmen für andere, seine eigenen Füße spüren und sich Gedanken über sein Gegenüber machen - so beginnt die Adventzeit. Die äußeren Signale des Kranzes und der Kerzen erinnern an das Wesentliche: "alle Tag / aufs nuije / schaugn" zum Beispiel. So vielfältig Weihnachten heute ist, so breit gestreut sind auch die Themen der Texte: Ehrfüchtiges Aufstellen der Krippe oder Kerzenschiffchenbasteln aus Nussschalen, das Geschenk eines Galoschenmachers, die Wahrheit über das Zeltenbacken stehen dem Konsumwahnsinn gegenüber, den Gedanken eines Hoteliers, der ohne es zu bemerken das Lied von der Herbergssuche mit seiner eigenen Fremdenfeindlichkeit in Zusammenhang bringt, weihnachtsbedingten Erschöpfungszuständen, einer Szene in einem Krankenhaus, um nur einige wenige zu nennen. Dazwischen blitzt immer wieder die Sehnsucht nach Ruhe auf, nach Düften aus der Kindheit, nach Menschlichkeit, nach einem Weihnachten, das seinen Namen verdient. Mit "oufangen" beginnt das Buch, mit "Weitergiahn" endet es: Weihnachten ist nach Weihnachten noch nicht zu Ende. Das "Tiroler Adventkalenderbuch" will zu (Be)Sinnlichkeit verführen, es stimmt ein auf die stille Zeit: "Alm wider / dia dunkle Zeit / durchstiahn", um es "alm wieder / Weihnacht / wearn" zu lassen... Weniger beschaulich, aber umso vielseitiger präsentiert sich die Südtiroler Weihnachtsanthologie. Ein Kaser-Zitat dient als Aufputz, den dieser Sammelband gar nicht nötig hätte, der die Aufmerksamkeit der Leser aber gleich auf die vielen Fragen und Leerstellen lenkt, die die Texte aufwerfen: "weißt du was schnee ist / frisch gefallener?" Was ist eigentlich die Bescherung, wird in der Anthologie gefragt, was der Sinn des Weihnachtsbaums, warum darf an Weihnachten kein Theater gemacht werden, warum wird ein Kind geboren, warum stirbt es gleich wieder, das andere eben später? Nina Schröder, die Herausgeberin, setzt Weihnachten mit dem "Hochamt" des "Mangels" gleich. Die Werbung führe uns täglich Mängel vor Augen, die an Weihnachten auf einen Schlag wiedergutgemacht werden sollen. Dass dieser Anspruch von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, versteht sich von selbst. Vielen guten Beiträgen tue ich Unrecht, wenn ich hier nur Joseph Zoderer erwähnen kann, der in der Geschichte über einen Onkel mit einem besonderen Draht zum Christkind subtil kindliche Wahrnehmung und Erwachsenenrealität einander gegenüberstellt, oder Selma Mahlknecht, die in "Babyspeck" die aufgestauten Ängste einer schwangeren Jugendlichen an Weihnachten aufbrechen lässt, Anne Marie Pircher, die von kindlicher Enttäuschung erzählt oder Helene Flöss, in deren Geschichte die Besessenheit nach guten Taten und Selbstkasteiung Weihnachtsfreude unmöglich macht. Währende Herbert Rosendorfers Erzählung eine der drastischsten Umdeutungen der Weihnachtsgeschichte ist (die heilige Familie ist türkisch, das Neugeborene, dessen Vater nicht der Ehemann ist, stirbt noch in der Nacht in einer Garage auf alten Autoreifen) sucht Joseph Zoderer in seinem zweiten Beitrag das Weihnachtsgefühl in Erinnerungen an eine Kofferkrippe. Wie die Prosa, so öffnet auch die Lyrik unterschiedliche Zugänge zu Weihnachten. Beeindruckend ob seiner Zartheit und Stille ist vor allem "Winterwende" von Sepp Mall. "Im Schneetreiben / stand dein Gesicht / am Fenster / das Auge blank / vor Flocken", so beginnt das Gedicht, in dem die Winterlandschaft zum Beobachter der Menschen wird... Weihnachten hat viele Gesichter: Ob nun die Sehnsucht nach ursprünglichem Weihnachten im Vordergrund steht oder der Festtag nicht viel mehr als eine Kulisse für menschliche Tragödien ist - emotionslos zu bleiben ist schwer. Sich auf die Feiertage einzustimmen fällt schon leichter, vor allem mit den beiden hier vorgestellten Büchern, die sich übrigens hervorragend als Geschenke eignen... *Brenner Archiv / Literaturhaus am Inn* Carolina Schutti Siehe auch: weißt du was schnee ist / frisch gefallener? Weihnachstsgeschichten von Südtiroler Autorinnen und Autoren.

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